Geschichte

Geschichte des Vereins

100 Jahre in Bewegung – die Erfolgsgeschichte des TuS Medebach 1919 e.V.

Im Jahr 1919 gehörte Sport noch nicht zum täglichen Leben. Die meisten Menschen litten noch unter dem gerade überstandenen ersten Weltkrieg und mussten körperlich hart arbeiten. Doch plötzlich besannen sich die Menschen wieder auf die schönen Dinge des Lebens und auch in Medebach gab es zahlreiche Vereinsgründungen. Da durfte auch ein Sportverein nicht fehlen und so kamen am 12. November jenen Jahres einige Männer und Hobbyturner zusammen, um einen neuen Sportverein zu gründen. Sie waren Mitglieder des Rauchclubs und des Clubs „Frohsinn“. Zur Auswahl der Sportart standen damals der aus England herüberschwappende Fußball und das Turnen. Letztendlich besannen sich die Vereinsgründer, mit ihrem ersten Vorsitzenden Anton Schnellen, jedoch auf die Gedanken von Turnvater Jahn und so war der TuS im ersten Jahr ein reiner Turnverein. Für die Freunde des runden Leders kam ein Jahr später die Fußballabteilung dazu. Das waren sicher keine leichten Zeiten. Spielfelder glichen einem Acker und es gab weder Schwimm-, noch Sporthalle oder Vereinsheim. Doch etwas zeichnete die Medebacher TuS-ler schon immer aus: Zusammenhalt, Idealismus, Fleiß und Ausdauer. Die Turnabteilung hatte sich 1924 dem Sauerländer Turngau angeschlossen und nahm an Wettkämpfen teil. Die Fahrten dorthin wurden von Arnold Liese mit seinem Postbus auf oft abenteuerlichen Anfahrtswegen bewältigt.

 

Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges spielten die Fußballmannschaften in Hessen, da waren Fahrten bis nach Kassel keine Seltenheit. Nach den schlimmen Zeiten des 2. Weltkrieges durfte die Turnabteilung 1945 wieder mit dem Trainieren in der Schützenhalle und die Fußballer mit Training auf dem Kirmesplatz beginnen. Bis Mitte der 50er Jahre kehrten einige Kriegsgefangene nach Medebach zurück und konnten einige Lücken im Verein schließen. Doch viele Lücken blieben für immer offen. Im Jahr 1954 schloss sich auch die Tischtennisabteilung dem TuS an und die Fußball A-Jugend gewann erstmals einen Kreismeistertitel.

 

Mit dem Bau einer Turnhalle am Prozessionsweg, mit ganz viel Eigenleistung, ergaben sich zwei Jahre später nicht nur für die Turner ganz neue Möglichkeiten. Die Halle wurde auch von Fußballern, Tischtennisspielern, anderen Sportarten und den Schulen genutzt. Später kamen viele andere Spielstätten hinzu, damit nicht nur die Turner ihrem Hobby nachgehen konnten. Hierzu zählen zwei Sportplätze, ein Sport- und ein Tennisheim, eine Einfachturnhalle mit Schwimmbad, eine Dreifachturnhalle, Tennisplätze, Beachvolleyballfeld und Sportboxen. So sind die Trainingsbedingungen dank Eigenleistung und Sponsoren mittlerweile sehr gut 1960, im Jahr der Fertigstellung des Aschenplatzes, stieg erstmals eine Fußballmannschaft in die Bezirksliga, die Bundesliga des Sauerlandes, auf. Auch die Seniorenmannschaft der Tischtennisabteilung schaffte im selben Jahr den Aufstieg in die Bezirksliga. Zur Freude der damals sehr aktiven Leichtathletikabteilung wurde ein Jahr später zusätzlich zur 100-Meter-Bahn auch in Vereinseigenleistung eine 400-Meter-Laufbahn am Aschenplatz erstellt. 1969 feierte der TuS sein 50-jähriges Bestehen groß in der Schützenhalle, Ehrengast dieser Feier war Weltmeister Toni Turek. Damals hatte der Verein eine Mädchenturnabteilung, zwei Tischtennismannschaften und bei den Fußballern spielten zwei Senioren-, eine Jugend-, zwei Schüler- und eine Altherrenmannschaft. Zwei weiter Jahre später war mit der Einweihung des Sportheimes ein Ort geboren, der bis heute nicht nur zum duschen und umkleiden sondern auch für Feiern, Mannschaftstreffen und viele gute Gespräche genutzt wird. Ein Jahr später bekamen die Turner eine neue Turnhalle und gleichzeitig wurde das Schwimmbad eröffnet. Die extrem leistungsstarke Schwimmabteilung machte den TuS bis weit über die Stadt- und Landesgrenzen bekannt. Die Medebacher Schwimmer nahmen sogar an den Deutschen Meisterschaften teil.

 

Am 30. Juli 1978 wurde dann der langersehnte Rasenplatz, das Hansestadion, eingeweiht. Dieser Platz erhöhte die Attraktivität des Vereins enorm. So fanden viele höher spielende Mannschaften den Weg nach Medebach: 1981 spielte die Nationalmannschaft von China gegen den Bundesligisten MSV Duisburg, 1983 folgte das Nationalteam Japans gegen Arminia Bielefeld. Weiter spielten in den folgenden Jahren der holländische Ehrendivisionär Herenveen, Borussia Mönchengladbach, Abu Dhabi, Saudi Arabien, der irische Erstdivisionär Edenmore Celtics, die Amateure von Schalke 04 , RW Essen und die polnische Jugendnationalmannschaft auf Medebacher Rasen. Zeitgleich mit der Rasenplatzeinweihung konnte auch die neugegründete Tennisabteilung ihre vereinseigenen Plätze nutzen und auch die Volleyballabteilung ging damals an den Start, bzw. ans Netz. 1983 bildete sich innerhalb der Turnabteilung die Trampolingruppe, ein Jahr später wurde die Frauenfußballmannschaft gegründet und ein paar Jahre später gab es dann auch die Badmintonabteilung. Im Jahr 1994 feierte der Verein mit einer Jubiläumsparty, die Werner Hansch moderierte, seinen 75. Geburtstag. Sogar Erstligist Borussia Mönchengladbach war für ein Spiel gegen eine Südwestfalen- und Nordhessenauswahl in die Hansestadt gereist. Das war genauso ein Publikumsmagnet wie acht Jahre später der Auftritt von Schalke 04 im Hansestadion. Seit 2005 gibt es bei den Tennisplätzen ein Beachvolleyballfeld und seit 2010 einen Kunstrasenplatz

Die Vereinsgründer von 1919 ahnten damals nicht, dass sie einen die Jahre überdauernden, vitalen und heute mitgliedsstärksten Sportverein im Stadtgebiet gründen würden – den TuS Medebach 1919. Mit seinen über 1000 Mitgliedern, einer seit Jahren konstanten Zahl, kann der TuS aktuell heute mit fünf aktiven Abteilungen (Badminton, Fußball, Tennis, Tischtennis und Freizeit- und Gesundheitssport) und zahlreichen Untergruppierungen aufwarten. Heute ist neben den klassischen Wettkampfsportarten der Breitensport ein sicheres Standbein des Vereins. Hier wechseln die verschiedenen Angebote. Derzeit umfasst das Angebot im Breitensport Kinder- und Jugendturnen, die Montagsfrauenturngruppe, die Koronarsportgruppe, die Leichtathleten, eine sportartenübergreifende Gruppe, Gymnastik, Zumba und Bodystyling.

 

Ein wichtiger Aspekt der Vereinsphilosophie ist schon immer die Integration. Nach 1945 kamen über 1000 Flüchtlinge nach Medebach und fanden über den TuS Anschluss an die Gesellschaft und so eine neue Heimat. Bis heute heißt der TuS alle Neumedebacher herzlich willkommen und versucht besonders den Kindern dabei zu helfen, dass Medebach nicht nur ihr neuer Wohnort sondern ihr Zuhause ist. Mit den Jahren ist auch die gesellschaftliche Verantwortung immer mehr in den Vordergrund gerückt. Es gibt Kooperationen mit der Hansegrundschule und den Familienzentren und es wurden Sportaktionstage und das große Zirkusprojekt gestemmt. 2008 war der TuS Medebach der Organisator des Osterfeuers. Über die Vereinszeitschrift, das Sportecho oder über Facebook, Instagram und die Homepage können sich alle Sportfreunde immer über das Sportgeschehen informieren. Ein wichtiges Zeitdokument ist die 400 Seiten starke TuS-Chronik, in der Autor Uli Drilling meisterlich die Geschichte des TuS Medebach aufs Papier gebracht hat. Diese Chronik sollte in keinem Medebacher Haushalt fehlen, weil sie unzählige Erinnerungen bewahrt, so manches bekannte Gesicht wieder lebendig werden lässt und einen Bogen in Gegenwart und Zukunft des Vereins spannt.

 

Mit sieben, zwar nicht auf einen Streich, aber dafür gut über das Jubiläumsjahr verteilten, Aktionen für Jung und Alt feierte der TuS Medebach im Medebacher Jubiläumsjahr 2019 sein 100-jähriges Bestehen. Als erstes kam die TuS Chronik heraus. Danach gab es einen großen Empfang im Januar im Kolpingsaal. Im ganzen Kolpinghaus erzählten Stellwände mit großformatigen Fotos und Bannern von der hundertjährigen Vereinsgeschichte. Matthias Schröder, der erste Vorsitzende, ließ in seiner Eröffnungsrede ein paar Stationen dieses bewegten Vereinslebens Revue passieren und erinnerte an all diejenigen, die ihre Energie, ihr Wirken und ihr Wissen in den Dienst des TuS Medebach gestellt hatten und unvergessen sind. Auch die liebevoll zusammengestellte Ausstellung im Heimatmuseum lockte viele Besucher an. Die Ausstellung zeigte viele seltene Dokumente, Pokale, Medaillen, Fotos, Banner, eine Fotoschau und Sportexponate, wie Tennisschläger aus vergangenen Zeiten und schlug zugleich eine Brücke in die Gegenwart und Zukunft des Medebacher Traditionsvereins. Nach einem professionellen Fotoshooting, zu dem alle Aktiven des TuS eingeladen worden waren, wurde ein tolles Stickeralbum, als modernes Erinnerungswerk erstellt und so mancher TuS –Sportler vom Sammelfieber angesteckt. Diese Aktion war ein Riesenerfolg. Ganz viel Sport gab es dann am letzten Juniwochenende. Neben den Jugendstadtmeisterschaften im Fußball, stellten sich alle anderen Sportabteilungen mit Vorführungen und spannenden Mitmachaktionen vor. Außerdem fand das erste E-Football Turnier der Vereinsgeschichte im Sportheim statt. Beim E-Sport klicken moderne Athleten Maustasten und lassen die Daumen über Gamepads fliegen. Da auch diese Aktion bei vielen Sportfreunden großen Anklang fand, hat sich im Nachgang bei der Fußballabteilung als Untergruppe ein E-Sports-Team formiert. Ein großer gemeinsamer Festakt mit vielen Höhepunkten beschloss dann am 23. November in der Schützenhalle das Jubiläumsjahr. Diese zahlreichen gemeinsamen Aktionen haben den über 1000 Mitglieder zählenden TuS Medebach näher zusammenrücken lassen. Genau das macht einen gut funktionieren Mehrspartenverein aus, dass nicht jede Abteilung in exklusiven auf sich selbst bezogenen Gruppen Vereinsmeierei betreibt, sondern sich zwar seine Eigenständigkeit in der Gemeinschaft bewahrt aber auch das große Ganze sieht und so ein alle tragendes Gemeinschaftsgefühl entsteht. Alle Sportler des TuS Medebach konnten sich im Jubiläumsjahr unvergessliche Erinnerungen schaffen. Erinnerungen sind die wahren Schätze des Lebens. Sie erhalten und bewahren Träume und geben uns Mut für jeden neuen Schritt. Und dieser Schritt ins neue Vereinsjahrhundert wird jetzt von allen Sporttreibenden im TuS gemacht. Und ich bin mir ganz sicher, dass sie sich dabei noch viele schöne gemeinsame Erinnerungen schaffen werden.

Kerstin Neumann-Schnurbus